Historische Sonnenuhren

Die ursprüngliche Form einer Sonnenuhr war ein senkrecht stehender Stab (Gnomon), dessen Schattenwurf die Tagundnachtgleichen, die Sonnenwenden und auch Stunden (ungenau) markieren konnte.

Die Hohlkugelsonnenuhr 

Die als Skaphe bezeichnete Hohlkugelsonnenuhr ist eine bereits im 3. Jh. v. Chr. In Alexandrien entwickelte Sonnenuhr. Aus der frühen Form der hohlen Halbkugel entwickelte sich später die hohle Viertelkugel. In dieser Art und den unterschiedlichsten Abwandlungen war sie vor allem im Römischen Imperium, dem ein Teil des heutigen Deutschlands über eine längere Zeit angehörte, weit verbreitet, wo sie in allen Städten als öffentliche Uhren aufgestellt waren, von denen heute nur noch einige wenige Exemplare (z. B. im Museum Rohanschloss in Straßburg) zu sehen sind.
Sie erhielten die Bezeichnung Skaphe, der später zum Sammelnamen für alle Hohlkugelsonnenuhren wurde. Skaphen waren in den arabischen Ländern noch bis ins 10. Jh. im Gebrauch. Angezeigt werden sog. temporale Stunden, d. h., der Tag ist von Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang in 12 gleiche Teile aufgeteilt, so dass die Tagesstunden im Jahresverlauf unterschiedlich lang sind und nur zum Zeitpunkt der Tagundnachtgleichen mit dem heute gebräuchlichen Begriff der Zeitstunde übereinstimmen.

Pompeji


Die Kanonialen Sonnenuhren
Die mehr oder weniger genau nach Süden gerichteten runden oder halbrunden Gebilde an senkrechten Flächen mit meist gleichmäßiger Einteilung, sog. kanoniale Sonnenuhren, dienten nicht der Zeitmessung. Sie haben (oder hatten) einen im Kreis-Mittelpunkt rechtwinklig zur Wand angeordneten Stab als Schattenwerfer und eine mehrteilige Sektoreneinteilung, die Gebetszeiten darstellten.
Kanonialen Sonnenuhren dienten geistlichen Zwecken und befinden sich fast immer, in Steinoberflächen geritzt, auf den Südmauern kirchlicher Gebäude. Sie bestehen in der Regel aus einem Voll- oder Halbkreis unter einer horizontalen Linie, der in vier oder mehr gleich große Sektoren aufgeteilt ist. Der Schatten des im Kreismittelpunkt rechtwinklig zur Wand stehenden Schattenstabes vermittelt eine primitive Tageseinteilung, wobei sich die Dauer der Schattenwanderung von einem Sektor zum anderen wegen der unterschiedlichen Sonnenhöhe in den verschiedenen Jahreszeiten von Tag zu Tag ändert. Diese Art Sonnenuhr, zuerst in Ägypten vorkommend, hat von der Karolingerzeit an das gesamte Mittelalter (ca. 800 bis 1500 nach Christus) überdauert.

Homberg/Efze

 


Kanoniale Sonnenuhren waren zur Unterteilung des Tages erforderlich, um bestimmte Tageszeiten, die Gebetszeiten
Mette oder Prim bei Sonnenaufgang,
Terz nach Ablauf des halben Vormittags,
Sext zur Mittagsstunde,
Non in der Mitte des Nachmittags,
Vesper bei Sonnenuntergang,
bestimmen zu können.

Dazu wurden z. B. Linien des Viertels des "lichten Tages" angeordnet, erforderlich dafür waren die drei Linien für Terz, Sext und Non. Jedoch sind sehr oft auch Teilungen in Sechstel, Achtel, Zwölftel und selten auch Sechzehntel vorhanden. Die Zeiträume zwischen den Markierungen sind im Jahresverlauf nicht gleich, sie sind im Sommer anders (länger) als im Winter.

Die Mittelalterlichen Sonnenuhren
Aus den kanonialen Sonnenuhren entstanden durch die Einteilung des unteren Halbkreises in 12 gleich große Sektoren Sonnenuhren, die zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, wie schon in der Antike üblich, den "lichten Tag" mit 12 Stunden anzeigen.

Diese "Stunden" sind allerdings im Verlauf der verschiedenen Jahreszeiten von unterschiedlicher Dauer und werden heute als "temporale Stunden" bezeichnet. Dabei sind im Sommer die Tagesstunden wesentlich länger als die Nachtstunden, im Winter ist es umgekehrt, lediglich zum Zeitpunkt der Tagundnachtgleichen entspricht die Dauer der temporalen Stunde dem Zeitraum einer Stunde des heutigen "modernen" 24-Stunden-Tages.

Die Bezifferung der mittelalterlichen Sonnenuhrzifferblätter besteht in der Regel aus römischen Zahlen, aber auch Beschriftungen mit mittelalterlichen Ziffern, einfachen Querstrichen auf den Teilungslinien oder auch sog. Holmzahlen (Zimmermannszahlen = Striche mit Querstrichen) waren gebräuchlich.
 


Rauschenberg

 

Die neueren Sonnenuhren
Nach-mittelalterliche Sonnenuhren sind in der Regel ortsfeste Zeitmesser, die mit dem Schatten eines von der Sonne beschienenen Schattenwerfers die "Wahre Ortszeit" anzeigen (vorausgesetzt, Schattenwerfer und Zifferblatt sind richtig konstruiert). Der Unterschied zwischen einer mittelalterlichen und einer neueren, die "echten" Stunden anzeigenden Sonnenuhr ist daran zu erkennen, dass bei der ersteren die Abstände der Stundenlinien auf dem Sonnenuhrzifferblatt gleichmäßig sind, während bei der die "richtigen" Stunden anzeigenden (südlichen) Sonnenuhr im Bereich der senkrechten Mittagslinie (Lotlinie, Mittelsenkrechte = Linie des örtlichen Mittags) die Stundenlinien enger liegen als die äußeren Stundenlinien.

 

Wittenberg

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