Das MEZ-Zifferblatt
Bei einem solchen Sonnenuhrzifferblatt handelt es sich in Wirklichkeit um ein WOZ-Zifferblatt für den 15. Längengrad Ost, wobei die Ablesung erst mit Berücksichtigung des sog. Zeitausgleichs die Mitteleuropäische Zeit ergibt.
Mit der in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts durchgeführten Vereinheitlichung der Zeit durch die Einteilung der Erdkugel in 24 Zeitzonen gehört Deutschland seit 1893 zur mitteleuropäischen Zeitzone, deren Standardmeridian der 15. östlich von Greenwich liegende Längengrad ist.
Durch die Einteilung des Tages in 24 Stunden ergibt sich eine Aufteilung der Erdkugel von 360° : 24 Std. = 15°,
d. h., die Sonne “durchläuft“ auf ihrem (scheinbaren) Weg von Ost nach West jeden dieser 15°-Teile in einer Stunde, sie benötigt demnach 60 Minuten : 15° = 4 Minuten von Längengrad zu Längengrad.
Die Verschiebung der
Zwölf-Uhr-Mittagslinie der MEZ-Sonnenuhr gegenüber der WOZ-Sonnenuhr ergibt sich
aus der Zeit, den die Sonne zwischen dem 15. Längengrad Ost bis zum Standort der
Sonnenuhr westlich davon benötigt, z. B. zwischen dem 15. und dem 9. Längengrad
Ost 6° x 4 Minuten = 24 Minuten, d. h. der "wahre" örtliche Mittag wandert
in 24 Minuten vom 15. Längengrad Ost (z. B. von der Stadt Görlitz) bis zu einem
angenommenen Standort am 9. Längengrad (z. B. meiner Heimatstadt Homberg/Ohm in
Mittelhessen).
Das bedeutet, dass 12:00 Uhr
Mitteleuropäische Zeit an einer Sonnenuhr am 9. Längengrad Ost um 12:24 Uhr
Wahrer Ortszeit angezeigt wird (± dem Zeitausgleich lt. Zeitausgleichtabelle).
Oder anders: Auf dem MEZ-Sonnenuhrzifferblatt ist die Zwölf-Uhr-MEZ-Mittagslinie
etwas nach links, in den Vormittag hinein, verschoben. Die WOZ-Mittagslinie, die
sich bei südlichen Sonnenuhren senkrecht unter dem Stabeinsatzpunkt (oder dem
Punkt der Verlängerung der Schattenstabachse auf der Zifferblattfläche)
befindet, liegt bei der MEZ-Sonnenuhr zwischen der 12:00 und der
13:00-Uhr-Stundenlinie.